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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

Der Steinträger im Ambergau

Steinträger scheint es im Hildesheimer Land wie Sand am Meer gegeben zu haben. So wissen jedenfalls ganz alte Leute in so ziemlich jedem Dorf von einem Steinträger zu berichten. Sie müssen geizige und habgierige Männer gewesen sein, die des Nachts Grenzsteine in der Feldmark versetzten, um ihren Acker zu vergrößern. Zur Strafe hatten sie nach ihrem Tode nachts ruhelos einen Grenzstein auf den Schultern mit sich herumzutragen, bis ein beherzter Mensch das Erlösungswort sprach.

Ein Schäfer aus Jerze, der schon manche Nacht bei seinen Schafen in der Schäferkarre geschlafen hatte und gar nicht an Geister glaubte, pflegte zu sagen: Ehe ich nicht dergleichen Dinger selbst sehe, glaube ich nicht daran. Eines Nachts hörte er in der Nähe der Osterköpfe ein sonderbares Knistern von Feuerfunken. Als er aufstand, um nachzusehen, was los war, gingen zwei feurige Männer vor seiner Karre vorüber. Sie hatten zwei lange Ruten in der Hand und maßen das Land, denn sie waren Grenzfrevler und deshalb zu diesem nächtlichen Umgang als Feuer verurteilt worden.

Die Sage vom Glockenbrunnen

In der Feldmark von Pockenhausen, das einst zwischen Ortshausen und Jerze lag, gibt es einen Glockenbrunnen. Von diesem geht die Sage, dass in ihm die Glocken des untergegangenen Dorfes Pockenhausen ruhen.

                      

beide aus: Blume, Hermann, Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weißen Frauen, Gerstenberg Verlag 1986


Schriftgut und Überliefertes

Heinrich Lobes

In Jerze werden zahlreiche Geschichten von Heinrich Lobes wie z.B. diese erzählt:

Heimweh

War wieder in der alten Heimat im lieben Ambergau,
dort kenn ich aus meiner Jugend noch vieles recht genau.

Gar manches hat sich verändert seit meiner Kinderzeit,
wie liegt das alles so ferne und doch für mich bereit.

Kenn noch alle Ecken und Winkel, wie ich sie früher geseh'n,
was ist nun seit 70 Jahren im Heimatdorf gescheh'n?

Mach altes Haus noch erhalten, so wie ich es einstmals erschaut,
viel neue hinzugekommen, modern und praktisch gebaut.

Sah noch die große alte Kirche wie oft ging ich einstmals
hinein, an der Straßenecke die Schule mit dem ersten Lehrer mein.

Stand oben hoch auf dem Berge, schaut weit hinunter ins Tal,
die grünen Wälder und Fluren erfreuten mich allemal.

Einst hatt' ich hier viele Bekannte, ich finde sie nicht mehr,
sind längst zur Ruh' gegangen, das Herz wird mir so schwer.

Werd dir die Treue halten, so lange mir die Sonne noch scheint,
in stillem, treuem Gedenken sind wir zeitlebens vereint.

 

Ambergau

Wenn ich vom Weinberg oben ins Tal hinunter schau,
liegt unten, mir zu Füßen, der schöne Ambergau.

Dem Heimatdorf als erstem gilt heute Gruß und Dank,
ihm fühl ich mich verbunden mein ganzes Leben lang.

Im Mittelpunkt ein Städtchen, der Marktplatz ladet ein,
könnt uns gar viel erzählen von Krieg und Feuerschein.

Ein Kranz von schmucken Dörfern erstreckt sich rings umher,
mit Wäldern auf den Höhen, das Land von Früchten schwer.

Von Hainberg schaut ein Bergfried ins Nettetal hinein,
von Wohldenbergs Geschichte berichtet jeder Stein.

Der Schutzpatron der Jäger, Hubertus von Gestalt,
in Stein erzählt die Sage vom Kreuzeshirsch im Wald.

Im Walde auf der Höhe, weithin im Gau bekannt,
ein riesengroßer Trichter: ,,Dillsgraben" zubenannt.

Von Dill, dem stolzen Ritter, gibt uns die Sage kund,
dass wegen bösen Frevels scin Schloss versank im Grund.

Die Bodensteiner Klippen, ein großes Felsenmeer,
sie kamen einst von Norden zur Eiszeit zu uns her.

Die Kaiserpfalz von Dahlum, geschichtlich interessant,
erbaut von Kaiser Otto, der hier Erholung fand.

Im 30-jähr'gen Kriege gab es hier bittere Not,
ein Dorf ward ganz zerstöret, viel Menschen traf der Tod.

In Upstedt auf dem Thie galt Recht vor der Gewalt,
steht eine ,,dicke Linde", viel hundert Jahre alt.

Die ,,liebe kleine Nette" durchfließt das stille Tal,
bracht niemals Mensch und Tieren groß Wassernot und Qual.

Viel Zuckerrübenfelder bedecken weit das Land,
einst harte, schwere Arbeit, heut leichter von der Hand.

Die große Bundesstraße, mit lebhaftem Verkehr
von Autos aller Arten, und täglich werden's mehr.

Kann nimmer dich vergessen, muss oft dich wiederseh'n,
du liebe, traute Heimat, wie bist du doch so schön!

 

Parole Vorsteherwahl

Die Wahl des Ortsvorstehers hat man in Jerze seit jeher sehr ernst genommen, weshalb Elsbeth Wolper sich 1930 zu einem Wahl-Gedicht animieren ließ.

Jerze, o du kleiner Ort,
wie liegst du hoch am Berge dort,
du schaust hinab ins weite Tal
als König aller Orte.

Einst hörte man die Glocken schlagen
da tat man sich nun fragen,
was wird denn wohl in Jerze sein?

Man fragte hin und fragte her,
aha - es geht jetzt zur Vorsteherwahl.
Das wird wohl werden interessant,
es wird wohl sein auch ein jeder gespannt,
wer in dem kleinen Ort
zum Vorsteher wird ernannt.

Es ist wohl auch schon viel geredet,
beraten hin und her zu finden
nun den rechten Mann,
der die Gemeinde auch gut vertreten kann.

Es kommt ja nur auf uns Wähler an,
denn auch was recht zu tun
ist eine Kunst, die niemand kann.
(E.Wolper geb.Battmer, 2.3.1930)

Es bleibt allerdings nachzutragen, dass das Amt des Ortsvorstehers in Jerze schon seit 1991 und auch aktuell fest in Frauenhand liegt!


Das gibt's so nur bei uns

Tipp-Kick

Im Jahre 1922 erfand der Stuttgarter Möbelfabrikant Karl Mayer Tipp-Kick und meldete sein Spiel als Patent an. Zwei Jahre später erwarb der Schwenninger Exportkaufmann Edwin Mieg die Lizenz des Spiels und machte sich damit selbstständig. Innerhalb kürzester Zeit fand Tipp-Kick nicht nur viele Käufer (allein zwischen den Fußballweltmeisterschaften 1934 und 1938 setzte die Firma Mieg 180.000 (!) Spiele ab), sondern auch sehr viele Freunde. Weitere Verfeinerungen der Kicker führten dazu, dass Tipp-Kick bis heute ein Verkaufsschlager geblieben ist.

In Jerze ist einer der erfolgreichsten Tipp-Kick-Vereine Deutschlands beheimatet.


Wirtschaftsbetriebe

  • Landtechnisches Lohnunternehmen Jens Schünemann

    Aus der Schmiedewerkstatt, die 1882 von Karl Schünemann in Jerze gegründet wurde, entwickelte sich seit 1962 ein Landwirtschaftliches Lohnunternehmen. Seit 1972 ist der Betrieb Mitglied im Maschinenring Ambergau und wird heute in vierter Generation von Jens Schünemann geführt. Während die Maschinen und ... weiterlesen